Donnerstag, 3. April 2008

...y se voló el tiempo!

...und die Zeit ist verflogen. Neun Monate ist meine Ankunft nun her, an den Abflug will ich jedoch noch gar nicht denken. Wenn ich mich abends auf meinem Fahrrad die letzten Meter der scheinbar ewigen mit Schlaglöchern übersäten Steigung die zu unserem Haus führt hoch quäle und dann nach der letzten Kurve in unsere Straße einbiege, sehe ich die Sonne kurz vor ihrem Verschwinden den mysthisch anmutenden Rauch des Vulkanes im Horizont der Straße in ein dramatisches Rot tauchen und atme tieeeeef ein. Das fühlt sich gut an.
Nach sieben Monaten in meiner Gastfamilie hat sich die Möglichkeit geboten mit einem Freund in ein kleines Häuschen einzuzuehen. Von Anfang an hatte ich lust dazu, nun auch die Gelegenheit. Ich wohne jetzt mit Gregor in einer Siedlung von kleinen und einfachen Häuschen, die Leuten mit geringem aber regelmäßigen Gehalt zu einer günstigen Finanzierung angeboten werden. Das Projekt wird von einer holländischen Stadt unterstützt. Die Frau, der das Haus gehört, kann im Moment nicht da wohnen weil sie ein kleines Kind hat und alleinerziehend ist, deswegen wohnt sie wieder bei ihrer Mutter.
Wir hatten Glück, denn es ist wirklich schwer in Nicaragua eine Wohnung/Haus zu mieten, wenn man nicht in der Hauptstadt oder den touristischen Zentren wohnen will.
Die meisten Leute wohnen bis sie heiraten- oder für immer- zu Hause, denn Geld für ein eigenes Haus oder die Miete, das haben hier nicht viele. Wohnungsangebote sind in Konsequenz sehr rar.
Natürlich bringt die eigene Wohnung auch vieeel mehr Arbeit mit sich. Kochen kann schon echt nervig sein, man will doch nur essen. Wieso muss zum Essen auch immer Kochen dazugehören :)
Zum Glück wohnt meine alte Gastfamilie so nah, denn immer wenn ich dort vorbeischaue, bekomme ich erstmal was zu essen hingestellt.
Im Januar kamen mich meine Eltern, mein Onkel und meine Tante besuchen.
Es hat mich gefreut sie alle wieder zu sehen und es hat mir gefallen mitzuerleben wie sie Nicaragua aufnehmen. Sie haben es gut aufgenommen, es scheint ihnen gefallen zu haben.
Sie wurden zwar von den Polizisten ausgenommen, von der Hitze gefordert und von der Zeit gehetzt aber haben viel von Nicaragua gesehen, obwohl man in 20 Tagen wohl nur an der Oberfläche des Landes kratzen kann.
Im Moment ist Pia zu Besuch. Besser gesagt macht sie ein Praktikum für ihr Soziologiestudium beim Bildungsministerium in Masaya. Passenderweise habe ich sie bei meiner alten Gastfamilie untergebracht. Es gefällt ihr echt gut, so gut, dass sie gleich mal zwei Wochen länger bleibt.
Mich hat das Leben hier im Moment auch in seinen Bann geschlagen. Ich habe im Moment so ein Gefühl, dass gerade genau hier mein Platz auf der Erde ist.
Meine Eltern haben auf der Geburtstagsfeier meines Vaters Geld für eine Schaukel und eine Rutsche von Freunden und Nachbarn gesammelt. Es sind 300 Euro zusammengekommen und jetzt stehen eine super Schaukel und eine Rutsche im Vorgarten der Vorschule.
Es hat mir Spass gemacht, die Pläne dafür zu schmieden, die Materialien einzukaufen und am Ende die ersten Kinder darauf spielen sehen. Der Effekt sind jeden Tag lachende Kinder auf den neuen Spielzeugen, ab und zu mal ein heulendes Kind was runtergefallen ist.
Ich bedanke mich im Namen der Kinder bei allen Spendern, die Schaukel und die Rutsche bereitet ihnen sowohl wie mir sehr viel Spass. Bald werde ich mal ein Lachen um die Welt schicken.
Im August (kurz nach meiner Rückkehr) wird eine Gruppe von fünf Schülern und drei Lehrern der nicaraguanischen Partnerschule der Heinrich-Mann-Schule Dietzenbach den Gegenbesuch in Deutschland antreten, deswegen gebe ich nun von Montag bis Donnerstag zwei Deutschkurse, wo wir auch thematisch den Austausch vorbereiten. Diese Kurse machen wirklich Spass und ich freue mich,
dass Brigitte Fischer es nun schon das glaube ich fünfte Mal geschaft hat die Finanzierung des Austausches auf die Beine zu stellen. Ganz besonders gespannt bin ich dann natürlich auch auf die Meinung der Nicas über Deutschland. In mancher Sicht denke ich stolz, dass wird ihnen gefallen. Andere Sachen beschämen mich eher ein bisschen und ich denke, dass werden sie wohl nicht so mögen.
Nun gut, heute habe ich den Sonnenuntergang verpasst, ich werde wohl im dunklen den Monimboischen Hausberg hochstrampeln. Ich verabschiede mich mit zwei Fotos von der Schaukel und der Rutsche und versuche in naher Zukunft mehr hochzuladen.
Es freut mich, dass ihr mal wieder auf meiner Seite vorbeigeschaut habt.
Entschuldigt, dass ihr so ewige Zeiten immer das gleiche sehen musstet.
Trotz all der guten Laune, die ich im Moment hier habe, vermisse ich euch doch und hoffe, ihr habt mich noch nicht vergessen.
Que les vaya bien,
hasta pronto
Sebastian
PS: Begleitend zu der thematischen Vorbereitung der Austauschgruppe, will ich versuchen ein paar Ansichten von Nicaragua hier zu bloggen.

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